Der Freiheit

Hinter Zäunen, Gittern, Glaswänden, Vorhängen und schließlich dem Kopftuch wird das Verborgene, das Verbotene zum Ersehnten. Ungetäuscht der Blick der Kamera von beiden Seiten auf das Trennende: auf das Hindernis und auf das Schützende.

Xenophobie durchdringt das Schützende und setzt das Andere der täglichen Feindseligkeit aus. Das Kopftuch der jungen Frau ist Stigma und Freibrief für öffentliches Kopfschütteln und aggressive Beleidigungen in der Straßenbahn. Gleichzeitig ist dieses Kopftuch aber auch eine erste unmissverständliche Grenze für die zaghafte Annäherung des gut aussehenden, blonden Verehrers aus ihrer Schulklasse. Nur zu Hause, nur hinter Mauern ist die eigene Freiheit greifbar, wird zum sinnlichen Rausch, wenn die beiden Frauen mit offenen Haaren miteinander tanzen. Wie wunderbar wäre es, wenn Hass und Unverständnis davonfliegen wie bunte Kinderdrachen im Sommerwind, wenn man gemeinsam mit den anderen im Wasser herumtollen könnte, nass wie in diesem köstlichen Platzregen, der vom erstaunlich sonnigen Himmel fällt und den eigenen Körper durch Kopftuch und Mantel spüren lässt.

Dieser Film aus dem Jahr 2001 erhält heute wieder neue Aktualität durch die Burka-Diskussionen der vielen scheinheiligen und echten, selbsternannten Befreier der islamischen Frau. (Wilbirg Brainin-Donnenberg)

Pressestimmen

Eine junge Türkin in Wien trägt wie ihre Mutter in der Öffentlichkeit ein Kopftuch. Die befremdeten Blicke und manchmal dummen Bemerkungen von Passanten können die junge Frau nicht aus dem Gleichgewicht bringen, denn sie fühlt sich von ihrer Familie geliebt und von ihren Klassenkameraden akzeptiert. Doch als sich eine zarte Romanze mit einem nichttürkischen Jungen aus ihrer Klasse anbahnt, überlegt sie, ob sie ihr Kopftuch ablegen soll. Ihr Freund macht ihr klar, dass er sie so akzeptiert, wie sie ist: mit und ohne Kopftuch. Die österreichische Regisseurin und Drehbuchautorin Nina Kusturica beschäftigt sich in ihrem Kurzfilm, der an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien entstand, differenziert und sensibel mit dem Thema Multikulturalismus. Nina Kusturica, deren Dokumentarfilm „Liebe Ljiljana“ auf mehreren Filmfestivals und in 3sat gezeigt wurde, gelang eine ebenso wahrhaftige wie poetische Darstellung der Selbstfindung eines jungen Mädchens.

TV14.de, TV14.de

Kurzfilm / 2002
14 Min./ 35mm
1:1,85/ Farbe/Dolby
Deutsch

31.01.2013 – zdf.kultur Ausstrahlung
13.1.2004 – zdf Ausstrahlung
Max Ophüls Preis 2002, Studentenfilm Festival Wien 2002, Int. Studenten Filmfestival München 2002, Kairo Studenten Film Festival 2002, Tel Aviv Studenten Film Festival 2002

Regie/Buch: Nina Kusturica
Kamera: Eva Testor
Ton: Elisabeth Reeh, Wolfgang Mohaupt
Schnitt: Julia Pontiller, Nina Kusturica
Musik: Ender Ceyelan, Batuhan Özdemir, Claudius Kölz
Ausstattung: Tina Reiter, Melanie Hovorka
Produktionsleitung: Mario Kojetinsky

Cast:
Julia Resinger
Tobias Hellinger
Ratka Krstulovic
Günther Grossmann

Hergestellt an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Filmakademie Wien

Mit Unterstützung von
Kulturamt der Stadt Wien
Wiener Integrationsfond
Land Burgenland
Bundeskanzleramt Kultur